Die Soldaten by Meißner Tobias O

Die Soldaten by Meißner Tobias O

Autor:Meißner, Tobias O.
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492952750
Herausgeber: Piper ebooks


4

Zuerst statteten sie jedoch dem Lazarett einen Besuch ab. Sechs Soldaten der Ersten lagen hier stöhnend und umwickelt, und mitten unter ihnen auch Fergran von den Holtzenauen und Jovid Jonis.

»Mir geht es gut, Leutnants, wirklich, ich kann schon wieder aufstehen!«, beeilte sich Jonis sofort zu versichern; offensichtlich fürchtete er hier drinnen mehr den Zorn der Erstkompanier als draußen.

»Nur bis zum Abend noch, Jonis. Nur zur Beobachtung«, beruhigte ihn Fenna, während Gyffs schon zu von den Holtzenauen weiterging.

»Wie sieht’s aus?«, fragte sie diesen.

»Ach, na ja, ich sehe noch alles doppelt, aber das wird schon wieder. Ich hoffe nicht, dass es etwas mit den Augen zu tun hat.«

»Nein, es sind wohl eher die üblichen Auswirkungen einer unnötig heftig geführten Prügelei«, sagte die Heilerin Ilintu, die in diesem Moment aus ihrem durch einen Vorhang abgedeckten Hinterzimmer hervorkam. »Ist dir eigentlich bewusst, Eremith, dass du mir trotz deines gegenteiligen Versprechens mehr Arbeit verschaffst als irgendjemand anders in dieser Festung? Und das, obwohl Hauptmann Gollberg regelmäßig ins Feindesland hinausreitet. Aber nichts, keine Hirnerschütterungen, keine zu bandagierenden Kompanien. Nur du bringst das fertig.«

Fenna lächelte betreten. »Das tut mir wirklich sehr leid.«

Gyffs, die ebenfalls lächelte, und zwar darüber, dass Fenna und die Heilerin sich duzten, übernahm nun. Sie wandte sich an alle Verwundeten. »Und das erstreckt sich auf euch alle: Auch ich bitte euch aufrichtig um Entschuldigung. Aber der Tag war ein voller Erfolg. Der Generalinspizient war von unserer unbarmherzig geführten Auseinandersetzung sehr beeindruckt und wird die Festung Carlyr sicherlich wohlwollend in seinem Bericht vermerken. Und das wiederum wird sich günstig auswirken bei zukünftigen Zuteilungen von Ausrüstung, Pferden und Proviant. Wir haben also alle gemeinsam dazu beigetragen, der Festung Carlyr einen guten Stand zu verschaffen. Wir sollten stolz sein, auch stolz aufeinander, anstatt sinnlosen Groll zu hegen.«

»Wisst ihr was?«, fiel Fenna ein. »Wir sollen nachher auf Kosten des Obersts Perlenwein kredenzt bekommen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass ein Fläschchen davon verschwindet und in diesem Lazarett wieder auftaucht. Aber nur für euch Verwundete! Eure Kameraden, die nicht hier liegen, haben sich heute offensichtlich nicht genug ins Zeug gelegt!«

Drei der Erstkompanier lachten jetzt tatsächlich, drei schauten noch grimmig, aber nicht mehr ganz so grimmig wie vorher.

»Ich weiß ja nicht, ob ich Alkohol zulassen kann …«, sagte Ilintu augenzwinkernd, und damit brach das Eis. Sie war jetzt der Buhmann, sie wurde von den Soldaten beschimpft und befleht, und man lachte jetzt miteinander, anstatt sich Vorwürfe zu machen.

Als Nächstes gingen Fenna und Gyffs in die Offiziersmesse, um einen Happen zu essen. Hobock & Sells waren schon da und stopften sich voll. Fenna und Gyffs nahmen alle Gratulationen bescheiden entgegen und beteuerten mindestens viermal, dass sowohl die Musik als auch die Schwertkampfpräsentation ebenfalls hervorragend gewesen waren.

»Stimmt eigentlich«, lachte Leutnant Sells, dessen Gesicht schon genauso rot war wie seine Haare, »die Einzigen, die sich heute wirklich nicht mit Ruhm bekleckert haben, sind die formidablen Ersten!«

»Nächstes Mal kriegt ihr die goldene Flagge und sie die blaue«, grinste Leutnant Hobock, aber mehr Häme als dies gestattete er sich nicht.

In der Mannschaftsmesse ging es schon hoch her.



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